Craft Beer aus England

Eines der großen europäischen Bier-Nationen ist ganz sicher England. Eine Bier-Historie, die knapp 2000 Jahre alt ist, etliche Bierstile wurden hier „erfunden“ und gebraut. Eigene Hopfensorten werden angebaut und seit einigen Jahren lebt die Craft Beer Kultur hier auf und gilt als beste in ganz Europa.

Denkt man en England, denken die meisten vermutlich an schales, warmes Bier, das in lauten Pubs ausgeschenkt wird. Sicherlich ist die Cask-Tradition sehr typisch und traditionell britisch. Aber genauso, wie häufig ein gutes Helles oder Pilsner unterschätzt wird, so sind es auch Bitter oder Mild Ales aus England, die etwas unterm Radar fliegen. 

Typische englische Bierstile

Damit wurden auch schon zwei Bierstile, die typisch für die britische Insel ist, erwähnt. Aber neben Bitter, einem hellen, obergärigen Bierstil mit knackigem akzentuierten Malzkörper und dem Mild Ale, ebenfalls einem Ale, das etwas stärker eingebraut wird und meistens eine kastanienbraune Farbe hat, gibt es viel mehr Bierstile zu entdecken. Aber generell gilt: England ist das Land der Ales, also der obergärigen Biere. Einen traditionelles untergärigen Bierstil sucht man hier vergebens. Einer der bekanntesten Ales der Welt ist das Pale Ale. Ein hopfenbetontes und relativ bitteres Bier, das nur noch vom India Pale Ale getoppt wird. Die Geschichte besagt, dass das IPA, so der Kurzbegriff, für die indischen Kolonien stärker eingebraut wurde, um die lange Schifffahrt über haltbar zu bleiben. Denn Alkohol und Hopfen konservieren. Ob es am Ende 100%ig so stimmt, mögen selbst Kenner kaum noch sagen.

Weitere weltberühmte Bier-Gattungen sind das Porter und das Stout. Beide Bierstile ähneln sich stark. Wobei geschichtlich gesehen das Porter eher ein englisches Hafenarbeiter-Bier ist - dunkel, schokoladig, süffig, cremig. Das Stout ist eher in Irland anzusiedeln, vom Charakter aber ähnlich, röstig, schokoladig, knackig. 

Der letzte wirklich bekannte englische Bierstil ist der Barley Wine. Eine Erfindung, die aus einem Konflikt hervorgegangen ist. Die Briten konnten aufgrund eines Krieges mit Frankreich ihren hochprozentigen Wein nicht mehr importieren, also produzieren sie ihren eigenen. Nur nicht aus Trauben, sondern aus Gerste. Malzig, Karamell, Biscuit, bitter, nicht selten über 10% Alkohol und fassgelagert. 

Craft Beer Explosion

Zurück zur Geschichte. Überstand die britische Pub-Kultur sämtliche Krisen einigermaßen unbeschadet, so hat sich über die Jahrhunderte doch der eine Biergeschmack bei den Bewohnern eingeprägt. Zwar war die Vielfalt stets relativ groß, dennoch wurde wenig kreativ gebraut. Das änderte sich Anfang der 2000er stark. Und seit wenigen Jahren gilt England als das Land mit den besten Craft Breweries außerhalb der USA. Wegbereiter waren sicherlich The Kernel, Brew by Numbers und Beavertown aus London, oder aber auch Thornbridge oder Siren.

In den 2010ern explodierte die Anzahl der neuen Brauereien förmlich. Und inzwischen kann England mit Cloudwater, Verdant, Wylam, Northern Monk und anderen einige der am besten bewertetsten Brauerei der Welt aufweisen. Gerade was Stouts, Barley Wines, aber auch IPAs angeht gibt es kaum andere Brauereien, die diesen das Wasser reichen können. Woran das liegt? Am geschichtlichen Vorsprung, an der Brauerfahrung, der gesellschaftlichen Nähe zu den USA und bestimmt auch am nicht vorhandenen Reinheitsgebot. 

Jeder Craft Beer Nerd sollte einmal eine Reise nach England machen und die Craft Beer Hochburgen London, Manchester und Leeds besuchen. Oder aber noch besser eine komplette Rundreise durch das wunderschöne England machen. Egal, was der Brexit bringen mag.